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24.10.2019 Kategorie: Gemeinde, Jugend

Frohes neues Jahr

Grüße von Johanna aus Israel

Ich weiß, es ist erst Herbst und in Israel haben wir noch 30 Grad. Ich rede aber nicht von Silvester, sondern von Rosh HaShana (hebräisch für „Kopf des Jahres“), dem jüdischen Neujahrsfest. Ende September hat nach dem jüdischen Kalender das Jahr 5780 begonnen und das haben wir traditionell gefeiert.

An diesem Tag trägt man weiße Kleidung, weil dies in der jüdischen Tradition neben Unschuld auch den Tod symbolisiert. Denn an Neujahr feiert man nicht nur den Jahrestag der Schöpfung, sondern macht man sich auch Gedanken, was im nächsten Jahr wohl kommen mag, bereut seine Sünden aus dem vergangenen Jahr und wendet sich Gott zu.

Für unsere Feier in dem Kindergarten, in welchem ich arbeite, schmücken wir die Tische mit Blumen und weißen Decken- ungünstige Farbe, denn als Zeichen der Fülle trinken wir Granatapfelsaft. Wie zu fast jedem jüdischen Fest gibt es auch zu Rosh HaShana bestimmte symbolische Speisen. Daher geht es mit einem in Honig getauchten Apfel weiter, damit wir ein süßes und gesundes Jahr vor uns haben. Zum Nachtisch essen wir Honigkuchen – natürlich aus einer runden Form, schließlich soll im neuen Jahr alles rund laufen. Lediglich auf den Fisch verzichten wir, im Waldorfkindergarten gibt es nämlich nur vegetarisches Essen.

Dann kommt der eigentliche Neujahrstag. Ein Tag beginnt, sobald am Vorabend drei Sterne am Himmel stehen, deswegen gibt es schon abends bei der Verwandtschaft meiner Gastfamilie ein großen Festessen.

Am nächsten Morgen gehen wir in die Synagoge. Dort werden zahlreiche Psalmen und Lieder gesungen und die Tora wird feierlich durch die Gemeinde getragen, bevor wir fünf Lesungen daraus hören. Als Höhepunkt des Gottesdienstes wird das Schofar geblasen, ein aus Widderhorn hergestelltes Instrument, das an die Opferung des Widders anstelle von Isaak erinnern soll. Ein sehr eindrückliches, wenn auch nicht gerade schönes Geräusch. Obwohl ich kaum etwas vom hebräischen Geschehen verstehe und in Ermanglung von Noten nicht mitsingen kann, genieße ich die Musik und die Atmosphäre, sodass mir die 3,5 Stunden gar nicht mal so lang vorkommen...

Johanna Waubke leistet im Moment ein Freiwilliges Soziales Jahr in Kirjat Tivon/ Israel

Beitrag von Johanna Waubke