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30.07.2020 Kategorie: Gemeinde, Jugend

Mit dem Rucksack unterwegs

Katharina Waubke unterwegs in Spanien, Indien und Israel

27. September 2019, Auf dem Jakobsweg

Morgen erreichen wir Santiago! Biblische 40 Tage bin ich dann von Südfrankreich bis zur Westküste Spaniens gelaufen, insgesamt über 1000 Kilometer! An manchen Tagen 20 km, etwa bei Regen oder einer schönen Badestelle am Weg. An anderen Tagen über 40 km, weil das Wetter perfekt zum Laufen war oder gezwungenermaßen, weil die Hostels voll waren oder um Pilgerer wiederzutreffen, die ich auf dem Weg kennengelernt habe.
Ich bin allein gestartet. Der Weg war mal übervölkert, mit einer Überholspur wie auf der Schnellstraße. Auf anderen Abschnitten habe ich stundenlang niemanden getroffen. Im Vorbeigehen unterhalte ich mich mit Menschen aus aller Welt. Mit manchen gehe ich ein paar Kilometer oder koche gemeinsam in der Herberge, mit anderen gehe ich tage- oder wochenlang zusammen. Ich habe am Ende der zweiten Woche eine Pilgerin getroffen, mit der ich von da an den gesamten Weg gelaufen bin. Wir halfen einen Tag lang bei der Weinernte, machten Bekanntschaft mit Bettwanzen, schliefen in einer Hütte ohne Strom, aßen spanische Tortilla und leckere Picknicks und liefen stundenlang immer entlang der gelben Pfeile, die den Weg markieren. In der letzten Woche sind wir zu fünft unterwegs. Wir haben Geburtstag gefeiert, im Schlafsaal mit 70 Leuten geschlafen und uns Blasen gelaufen.
Zur Feier des letzten gemeinsamen Tages -und weil es furchtbar geregnet hat- haben wir uns heute einen Trockner für die Wanderklamotten gegönnt. Heute Abend werden wir wohl wieder gemeinsam kochen und Karten spielen, bevor wir dann morgen in Santiago ankommen und dann jeder seinen eigenen Weg weiter geht.
Jeder hat nur einen Rucksack dabei. Die Last muss die ganze Strecke getragen werden. Und so überlege ich jeden Tag wieder, was ich mitnehme. Alles, was man nicht mehr braucht, wird in Tauschregalen zurückgelassen, wenn man viel hat, wird geteilt. An jedem Tag wieder kann ich mir überlegen, was mir wichtig ist, wer und was mich begleiten soll.

26. November 2019, Im Ashram
Seit drei Wochen bin ich in Indien in einem Ashram. Etwa 100 Menschen allen Alters, die aus verschiedenen Gründen nicht bei ihren Familien sein können, leben hier, inklusive Hunden und Kühen. Der Tag beginnt morgens mit Yoga auf dem Dach. Die Kinder fahren dann zur Schule. Ich versuche mich beim Schnippeln von unbekanntem Gemüse nützlich zu machen. Nachmittags helfe ich ein paar Mädchen bei den Hausaufgaben. Der Tag endet mit viel Gesang und Räucherkerzen im Tempel. Die nächsten Wochen werde ich mit zwei anderen Reisenden an die Küste und in die Berge fahren. Teeplantagen angucken und mit einem Zug 25 Stunden quer durch Indien fahren.
Ich habe gelernt, wie man „Danke“ auf Tamil sagt, obwohl es hier üblicher ist wortlos mit dem Kopf zu wackeln. Es gibt nur selten Fenster, eher Gitter gegen Moskitos und Affen. So ist es viel lauter auf der Straße, aber dafür findet das Leben viel mehr draußen und miteinander statt. Der Bus hat keinen Fahrplan, man wartet einfach bis er kommt. Die Menschen kleiden sich bunter, es gibt leckeres frisches Obst, würziges Essen und viele wunderschöne Tempel. Ich möchte das Leben in Indien nicht verherrlichen. Die Menschen sind arm, die medizinische Versorgung ist schlecht und doch gibt es viele Dinge, die mir dort sehr gut gefallen haben.

24.12.2019, Heiligabend in Jerusalem
Seit ein paar Tagen bin ich bei meiner Schwester Johanna, die zurzeit als Freiwillige in Israel lebt. In dem Kindergarten, in dem sie arbeitet, habe ich das Lichtfest Chanukka miterlebt - die Bewegungen für die Lieder sitzen… Und nun ist Heiligabend. Es füllt sich aber nicht wirklich heilig an. Wir haben uns als Festessen Falafel und Cola geholt, die Müllabfuhr fährt, die Geschäfte machen nach und nach zu – und wir irren durch die Altstadt von Jerusalem auf der Suche nach dem deutschen Gottesdienst. Und als wir endlich in der Erlöserkirche sitzen, die Weihnachtsgeschichte in vielen Sprachen vorgelesen wird und wir „Oh du fröhliche“ singen, fühlt es sich doch an wie ein richtiger Heiligabend. Im Anschluss gehen wir mit fast 200 Menschen mitten in der Nacht die sechs Kilometer über die palästinensische Grenze nach Bethlehem. In den nächsten Tagen werden wir Tel Aviv erkunden und Anfang Januar im Toten Meer baden, bis ich dann wieder nach Hause fliege.

Beitrag von Katharina Waubke